Die Welt und nicht zuletzt die europäischen Partnerstaaten sind darin geübt zu erfahren, dass die italienische Politik einen eigenen – mitunter exzentrischen – Verlauf nimmt. Politiker wie Berlusconi sind dafür personalisierte Beispiele. Trotz all der mitunter schrillen Töne und heftigen Wendungen – man denke daran, dass eine als postfaschistisch gekennzeichnete Politikerin wie Giorgia Meloni seit einigen Monaten das Amt der Ministerpräsidentin ausübt – gehört dieses Land seit 1975 dem illustren Kreis der G7-Länder und bewegt sich damit auf Augenhöhe mit den reichsten und höchst entwickelten Ländern der Erde. So etwas gelingt nicht allein aus den (nicht gering zu schätzenden) Wurzeln der Tradition, aus dem Reiz der Landschaften und den Verführungen des Dolce Vita. Zu unterstellen ist, dass Italien den sich wiederholenden Erschütterungen im Feld der Politik, den Herausforderungen durch Corona (man denke an die Bilder aus Bergamo), den existenzbedrohenden Verspannungen, den Herausforderungen durch den seit Jahren nicht aufzuhaltenden Migrationsfluss und den ökonomischen Erschütterungen eine erstaunliche politische, wirtschaftliche und kulturelle Stabilität entgegensetzt, die spürbar macht, dass das Land in der Lage ist, sich den Prophezeiungen des Niedergangs und breit angelegten Anfechtungen entgegen zu stellen. Der kulturelle Reichtum und die hohe Wirtschaftskraft, die das Land in so vielen Facetten ausmachen, verkörpert offenkundig eine Substanz, aus der heraus sich die italienische Nation in der Welt immer wieder behaupten kann. Wie Geschichte, Mentalität, politische Strukturen und manche Eigenwilligkeiten den Blick auf das, was in Aussicht steht und auch unsere gemeinsame europäische Zukunft bestimmen, darüber werden die Analysen Ulrich Ladurners Einblick geben.
Der in Südtirol (Meran) geborene Journalist Ulrich Ladurner hat nach Aufenthalten in Rom, Wien und Zürich 1999 in Hamburg bei der ZEIT die Stelle eines Auslandsredakteurs übernommen, aus der heraus er unter anderem aus dem Irak und Iran, aus Afghanistan und Pakistan nicht nur berichtet hat, sondern seine Erfahrungen und Analysen auch in Buchform (insgesamt sechs Bücher, darunter eines über die Insel Lampedusa)) festgehalten hat Seit 2016 arbeitet er als ZEIT-Europakorrespondent in Brüssel. 2019 veröffentlichte er unter dem Titel “Der Fall Italien. Wenn Gefühle die Politik beherrschen“ ein Buch, das die nähere Gegenwart der italienischen Politik beleuchtet und in seinen grundlegenden Mechanismen offen legt.
Eine Kooperationsveranstaltung des Circolo culturale italo-tedesco (CCIT) Aachen und LOGOI.
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