Auftakt der 7. Philosophischen Matinee
Unsere Philosophische Matinee 2019 beginnt mit einem besonderen musikalischen Auftakt. Der als »Pianist aus den Trümmern« bekannt gewordene palästinensisch-syrische Pianist Aeham Ahmad spielt ein Konzert im FRANZ.
Aeham Ahmad wurde 1988 in Yarmouk geboren, einem Vorort von Damaskus. Früh förderte sein blinder Vater sein musikalisches Talent. Bereits mit sieben Jahren erhielt er Klavierunterricht im renommierten Arabischen Institut in Damaskus. Später studierte er Musikpädagogik in Homs. Während des Krieges verletzte ein Granatsplitter die Finger seiner rechten Hand; auch deshalb wird ihm eine Karriere als klassischer Konzertpianist verwehrt bleiben.
Ab Sommer 2013 war Yarmouk vollständig abgeriegelt, mehr als 100 Menschen verhungerten. Damit wollte sich Aeham nicht abfinden. Er lud sein altes Ukraina-Klavier auf einen Rollwagen und spielte in den Ruinen, um gegen den Hunger zu protestieren und den Menschen in seinem Viertel Hoffnung zu geben. Bis im April 2015 der IS das Viertel unter seine Kontrolle brachte – und Aehams Klavier vor seinen Augen verbrannte.
Ihm blieb nur die Flucht. Über die Türkei, Griechenland und die Balkanroute kam er im September 2015 nach München. Ein Jahr später konnten ihm seine Frau und seine beiden kleinen Söhne nach Deutschland folgen. Heute lebt die Familie in Wiesbaden.
Seit seiner Ankunft in Deutschland hat Aeham unzählige Konzerte gegeben, in Berlin und Bonn, Köln und Stuttgart, Mailand und Paris. Er begeistert die Zuschauer mit der Intensität seiner Lieder und der Virtuosität seines Klavierspiels. Stücke von Beethoven und Mozart trägt er vor, vor allem aber eigene Kompositionen, seine fröhlichen, traurigen Lieder über Frieden, Hunger und Gewalt. Im Dezember 2015 wurde ihm der internationale Beethovenpreis für Menschenrechte in der Bundeskunsthalle Bonn verliehen.