Zu den unverhandelbaren Prinzipien unserer demokratischen Grundordnung zählt die Achtung vor dem Recht der Persönlichkeit auf Leben und freie Entfaltung, allen voran die Achtung vor der Würde jedes einzelnen Menschen. »Die Würde des Menschen ist unantastbar« heißt es entsprechend in Artikel 1 des Grundgesetzes genau so wie im ersten Artikel der Grundrechtecharta der Europäischen Union. Zu diesem Recht der Persönlichkeit auf Leben und freie Entfaltung gehört zweifellos das Recht zu bleiben und sich als Teil eines ›Wir‹ verstehen zu können. Wenn freilich ein derartiges Plädoyer an der Zeit zu sein scheint, heißt das auch, dass ein solches Leben eben nicht das Leben ist, das, global gesehen, ein nicht unbeträchtlicher Teil der Menschheit zu führen in der Lage ist – und zwar aus nicht selbst verschuldeten Gründen. Das unteilbare Recht, die Erde zu bewohnen und ein mit ande¬ren geteiltes Leben zu führen, ist ein höchst umstrittenes Recht. Gekommen, um zu bleiben galt nie für alle und gilt auch heute nicht für alle. Dagegen gilt es, aktiv für ein Ethos zu streiten, das auf egalitäre Differenz. Ein Ethos der kritischen, konkreten und praktischen Bezugnahme auf Andere, der Zugewandtheit zur Welt und der Bereitschaft, sich von dem, was sich in ihr ereignet, berührt und bewegt zu werden. Ein Ethos der Begegnung mit den Anderen ohne deren Andersheit auszulöschen
Prof. Dr. Sabine_ Hark; Professur für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung und wissenschaftliche Direktor*in des Zentrums für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung (ZIFG) an der TU Berlin.
Jüngste Publikationen: Gemeinschaft der Ungewählten. Umrisse eines politischen Ethos der Kohabitation, Berlin 2021 (Suhrkamp Verlag); Die ungleiche Universität. Diversität, Exzellenz und Anti-Diskriminierung, Wien 2023 (Passagen Verlag)
Die Veranstaltungsreihe Philosophische Matinee lädt seit 2013 sowohl politisch als auch philosophisch Interessierte zum Nachdenken und Austauschen ein. Das Philosophische Institut der RWTH Aachen, das Institut für Politische Wissenschaft der RWTH, das Eine Welt Forum Aachen, LOGOI Institut für Philosophie und Diskurs, Amnesty International Aachen und die BAK Aachen beleuchten mit diesem Gemeinschaftsprojekt globale Themen wie Vertreibung, Folter, Menschenrechte und Verteilungsungerechtigkeit aus philosophischer Sicht. Spezielle Vorkenntnisse sind dabei nicht erforderlich.
Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei.