Warum zerstört unsere Wirtschaft Natur und erzeugt Ungleichheit? Weil sie auf einem falschen Bild des Lebens beruht, in dem der Stärkste gewinnt und nur Überlegenheit Erfolg verleiht. Leben aber ist nicht die Geschichte des Sieges einzelner, sondern ein Geben und Nehmen im gegenseitigen Austausch. Erst wenn wir diese Gegenseitigkeit erfassen, können wir eine Kultur ersinnen, die Leben nicht vernichtet, sondern das fundamentale ökologische Prinzip gestaltet: die gemeinsame Teilhabe an einem lebenden Ganzen.
Der Biologe, Philosoph und Schriftsteller Dr. Andreas Weber, 54, ergründet Lebendigkeit als sinnliche, subjektive, geteilte und poetische Erfahrung. Er lehrt an der Universität der Künste und am Bard College, Berlin und ist Visiting Professor an der UNISG, Pollenzo, Italien und am Indian Institute of Technology, Guwahati. Jüngste Buchveröffentlichungen: “Indigenialität” (Nicolai, 2018), “Enlivenment. A Poetics for the Anthropocene” (MIT Press, 2019), “Warum Kompromisse schließen” (Duden-Verlag, 2020) und “Sharing Life: An Ecopolitics of Reciprocity” (Böll-Stiftung, 2021). Journalistische Arbeiten seit 1994, vor allem für GEO, Merian, Die Zeit, Frankfurter Allgemeine Zeitung, National Geographic, mare, Greenpeace Magazin, Oya. 2003/2004