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Susan Neiman - "Von den Deutschen lernen"

  • LOGOI Institut für Philosophie und Diskurs 25a Jakobstraße 52064 Aachen Deutschland (Karte)

Wie Gesellschaften mit dem Bösen in Ihrer Geschichte umgehen können.

Susan Neiman im Online-Gespräch mit Jürgen Kippenhan. Schauen Sie sich die Aufzeichnung direkt hier an oder später in unserer Rubrik NACHHÖREN:


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In Zeiten nicht nur aufkeimenden, sondern gar überbordenden Nationalismus kann man froh sein, dass in weiten Teilen - oder sagen wir: einigen maßgebenden Teilen - der deutschen Gesellschaft nur noch ein gebrochenes Verhältnis zur nationalen Identität hervortritt. Die gnadenlos eindimensionale Identifizierung mit der eigenen Nation hat, wenn sie aufflammt, schon wegen ihrer Dumpfheit etwas Beängstigendes. Die Abkehr davon, so scheint es, verdankt sich fast allein der Bereitschaft, Glorifizierung zu vermeiden und den Blick zu schärfen für das, was sich an subtilem und offenem Grauen abgespielt hat. Allein den Opfern ist man es schuldig.

In Ihrem neuen Buch fragt Susan Neiman, die in den achtziger Jahren als junge, jüdische Amerikanerin nach Berlin zog, ob sich – politisch gesehen – etwas in der ersthaften Auseinandersetzung mit den eigenen Verbrechen von den Deutschen lernen lässt? Als mit Donald Trump ein Mann Präsident der USA wurde, der dem Rassismus neuen Aufschwung verschaffte, beschloss sie, dorthin zurückzukehren, wo sie aufgewachsen war: in die amerikanischen Südstaaten, wo das Erbe der Sklaverei noch immer die Gegenwart bestimmt.

Mit vergleichendem Blick auf Amerika und Deutschland setzt sich Susan Neiman mit der angesprochenen Bereitschaft, sich der eigenen Geschichte zu stellen, auseinander. In ihren Erhellungen kommt viel Dunkles zum Vorschein.

Susan Neiman, 1955 in Atlanta, Georgia, geboren, war Professorin für Philosophie an den Universitäten Yale und Tel Aviv, bevor sie im Jahr 2000 die Leitung des Einstein Forums in Potsdam übernahm. Sie lebt in Berlin.

Fotografie: © Bettina Volke

Fotografie: © Bettina Volke